Warum Mütter soviel Stress haben- die überraschenden Gründe

Laut der AID:A Studie der DJI aus dem Jahre 2014 litt bereits damals jede 2. Mutter unter einem mittleren und 23% sogar unter einem hohen bis sehr hohen Stressniveau. Und das war noch lange vor Corona. Wieso haben Mütter so einen Stress?

Hier fallen uns meist lediglich die äußeren Faktoren ein- Mehrfachbelastung durch Kinder, Haushalt und evtl. noch einen Job. Warum dieser Stress aber so viel tiefer geht, als „nur“ den oftmals herausfordernden Alltag zu meistern, erfährst du hier.

Mütter im Stress: Übersicht der häufigsten inneren Stressfaktoren
Übersicht der häufigsten inneren Stressfaktoren bei Müttern

Mütter im Stress: Selbstaufgabe ist an der Tagesordnung

Erinnerst du dich noch an die hormongeschwängerte Zeit der Schwangerschaft, als du von einem idyllisch-harmonischen Mamadasein in den buntesten Regenbogenfarben geträumt hast? Und als dann in der Realität parallel zu den schlaflosen Nächten und dem Babygeschrei die Nerven immer dünner wurden?

Gerade im ersten Jahr ist eine gewisse Selbstaufgabe nötig, um die Bedürfnisse des Babies adäquat zu erfüllen. Dies bedeutet im Klartext: wenig Schlaf, unregelmäßige Mahlzeiten und das sofortige Stehenlassen deiner sonstigen Tätigkeiten, sobald das Baby weint. Oder anders formuliert: du mit deinen eigenen Bedürfnissen steckst zurück.

Und auch wenn du das für dein Kind gerne machst- so ist es dennoch ein Stressfaktor, denn die Erfüllung eigener Bedürfnisse sicherte evolutionstechnisch unser Überleben. Früher gab es zudem das sprichwörtliche Dorf, das eine Mutter unterstützt hat- heute sind wir damit oftmals alleine.

„Wie normal ist mein Kind?“

Zudem kommen gerade am Anfang oftmals Ängste und Unsicherheiten hinzu: vielleicht schreit das Baby viel, vielleicht klappt es mit dem Füttern nicht richtig. Überhaupt ist die große Frage ohnehin Stillen oder Fläschchen. Nimmt das Kind genug – aber nicht zu viel- zu? Entspricht es „der Norm“? Ungewollte Ratschläge von anderen und ständiges – wenn auch nur unbewusstes- Vergleichen tun ihr übriges.

Auch durch das Übermaß an bedürfnisgerechter Literatur, die (so sinnvoll sie auch ist) einen selbst noch mehr unter Druck setzt kommen möglicherweise irgendwann Selbstzweifel auf: Mache ich alles richtig? Bin ich eine gute Mutter?

Die eigenen Ansprüche an uns sind hoch, die Anerkennung von außen dafür nicht oder kaum vorhanden. Klar, dass das Mütter noch ein Stück weiter in den Stress führt.

Und wir denken „es ist alles nur eine Phase, es wird besser.“ Ja, das stimmt. Oder -stresstechnisch gesehen- zumindest anders.

Denn wenn aus dem Baby allmählich ein Kleinkind wird, kommt noch ein gewaltiger Stressfaktor hinzu: wir werden durch das Verhalten unseres Kindes mit uns selbst konfrontiert.

Kinder sind unser Spiegel

Was meine ich damit?  

Sobald das Baby beginnt, einen eigenen Willen und allmählich seine Persönlichkeit zu entwickeln, wird es immer wieder zu sogenannten Triggersituationen kommen.

Dies sind Verhaltensweisen des Kindes, die bei einem selbst ein hohes Stresslevel erzeugen. Ein typisches Beispiel ist der berüchtigte Trotzanfall im Supermarkt.

Doch prinzipiell kann *jedes* Verhalten und *jeder* Charakterzug des Kindes einen persönlich triggern. Ob wüten, schreien oder dauerndes diskutieren, trödeln, nicht hören oder nicht folgen, all dies kann massiv herausfordernd sein. Ebenso aber auch ein sehr stark angepasstes, zurückhaltendes und extrem schüchternes Kind.

Und du hast bestimmt schon gemerkt, dass dich manches kindliches Verhalten in null Komma nichts auf die Palme bringt, während dein Partner dabei ganz gelassen sein kann. Oder umgekehrt.

Und genau das ist der Punkt: die Situationen, in denen wir von unseren Kindern getriggert werden, sind unsere eigenen Baustellen. Bedingt durch unsere eigenen, unbewussten Prägungen.

Es ist schwierig dein Kind zu beruhigen, wenn dein inneres Kind weint

Da das etwas abstrakt klingt, ein Beispiel:

Wenn von dir als Kind erwartet wurde, dass du immer „brav“ sein sollst, hast du dich als Kind höchstwahrscheinlich irgendwann angepasst, um so von deinen Eltern die damals überlebenswichtige Liebe und Aufmerksamkeit zu bekommen. Vielleicht sah das so aus, dass du gefolgt hast, keine Widerworte gegeben hast und dich selbst einfach zurückgehalten hast.

Diese Strategie ist dir aber höchstwahrscheinlich gar nicht bewusst. Hast du nun aber ein eigenes Kind, das sehr autonom ist und ungern hört, wird hier deine eigene Erfahrung wieder reaktiviert. Du wirst dir wahrscheinlich sehr schwer tun, Trotzanfälle und Widerworte von deinem Kind zu ertragen. Vielmehr signalisiert dir dein Gehirn bei diesem Verhalten „Achtung, Gefahr“.

Nämlich die, die du *selbst* als Kind gespürt hast: die Angst, bei „falschen“ Verhalten nicht mehr geliebt zu werden.

Und trotz bester Vorsätze brennt nun eine Sicherung in dir durch. Dies kann dann so aussehen, dass du zu schimpfen oder meckern beginnst oder dich selbst in einer Art hilflosen Schockstarre befindest.

Dies ist nun eine sehr abgekürzte Erklärung- was aber schlußendlich stehen bleibt: das Verhalten, das uns bei unserem Kind stört (i.d.R. bedeutet dies, wütend macht), spiegelt unsere eigene Erfahrungen wider. Und hierbei handelt es sich eben um die schmerzvollen, die jeder in uns trägt. Unser Unterbewusstsein macht uns im Kontakt mit unseren Kindern dauernd darauf aufmerksam- Stress pur für uns Mütter.

Im Teufelskreis der Selbstvorwürfe

Und was passiert dann, wenn wir von unserem Kind so richtig genervt sind, wir geschrien und geschimpft haben? Daraufhin folgen dann ganz oft die Schuldgefühle. Denn eigentlich wollten wir doch liebevoll und gelassen bleiben und haben es *schon wieder* nicht geschafft. Wir machen uns nun zusätzlich noch ein schlechtes Gewissen und wenn das nur oft genug passiert, kommen irgendwann auch Zweifel auf. „Mache ich das gut genug? Schade ich meinem Kind? Bin ich eine schlechte Mutter?“

Diese Selbstvorwürfe sind ein weiterer Stressfaktor. Und damit nicht genug. Die anfänglichen Sorgen um das Kind haben sich inzwischen zwar sicher gewandelt, sind aber im Hintergrund oftmals ein mehr oder weniger präsenter Dauerbegleiter. „Entwickelt sich mein Kind „normal“? Wird es Freunde finden? Wird es in der Schule mitkommen?“….

Die Organisation des Alltags wird mit zunehmenden Alter oftmals schwieriger und  -hallo Corona- wenn die Kitas zu haben oder gar homeschooling ansteht ist es fast ein Ding der Unmöglichkeit, alles unter einen Hut zu kriegen.

Wer bin ich eigentlich?

Die Zeit vergeht und um allen gerecht zu werden, stecken die allermeisten von uns an einer bestimmten Stelle zurück: bei uns selbst. Dies ist anfangs – zeitbedingt- oftmals die einfachste Lösung, denn schließlich kann ein Baby seine Bedürfnisse noch nicht zurückstellen, die Familie braucht etwas zu essen und frische Wäsche wäre auch gut. Ach ja, und irgendwann muss auch meist wieder Geld verdient werden- wo soll dann noch die Zeit für dich bleiben?

Was anfangs ein ganz normaler Prozess ist, automatisiert sich aber oft im Laufe der Zeit ganz unbewusst. Auch wenn das Kind größer ist, in die Kita oder Schule geht, stellen wir unsere eigenen Bedürfnisse oftmals hinten an. Wie oben erwähnt, alleine dies ist ein Stressfaktor. Und machen wir es nicht, kommt oftmals sofort das schlechte Gewissen.

Und irgendwann bemerken wir, dass wir uns komplett aus den Augen verloren haben. Dass wir gar nicht mehr wissen, was uns einmal Freude bereitet hat- ja, wer wir eigentlich sind! Wir sind im Hamsterrad des Funktionierens, drehen erschöpft die immer wieder gleichen Runden und fühlen uns innerlich leer und unzufrieden.

Neues oder altes ich?- ganz viel Stress für Mütter

Mutter zu werden, geht zunächst einmal mit einer Teiländerung der Identität einher. Das ist ganz natürlich und auf physiologischer Ebene auch hormonell bedingt. So werden oftmals neue Charakterzüge aktiviert (z.B. verstärktes Sicherheitsdenken, wo vorher der Drang nach Freiheit größer war) oder neue Werte gefunden (Familie, Bindung).

Problematisch kann es aber werden, wenn man sich aus Zeitmangel für das Kind „aufgibt“. Spätestens wenn sich dieses dann mit etwa Beginn der Schulzeit mehr und mehr löst, steht man eines Tages plötzlich vor dem Spiegel und fragt sich „wer bin ich eigentlich? Was ist mir außer meiner Familie noch wichtig? Was macht mir Spaß?“ Der „Verlust“ der eigenen Identität ist etwas bedrohliches und deshalb ein großer Stressfaktor.

Fazit

So ist man als Mutter von Beginn an von einer Vielzahl an Stressfaktoren begleitet, die sich im Laufe der Zeit zwar ändern. Aber nicht weniger werden. Und hierbei ist die Organisation des oftmals anstrengenden Alltags noch das geringste. Deshalb ist das allerbeste und nachhaltigste was du machen kannst, dir selbst zunächst bewusst werden.

Was sind deine unbewussten Prägungen, deine Charakterzüge und deine eigenen Ansprüche an dich selbst? Und wenn das alleine nicht reicht, nimm eine Beratung in Anspruch, damit der Stress nicht im kompletten Burnout endet. Ich unterstütze dich gerne mit meinem Coaching speziell für Mütter.

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Als psychologische Beraterin und Therapeutin (HPG) ist es mir ein großes Anliegen, Ihnen zu mehr seelischem Wohlbefinden zu verhelfen

 

Hier im Magazin geht es primär um unsere eigenen unbewussten Prägungen, und wieso diese unser ganzes Leben beeinflussen. Außerdem erhalten Sie psychologische Fakten rund um Alltagsthemen.

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