Was ist Stress eigentlich? Und ist er wirklich so ungesund?

Heutzutage ist fast jeder gestresst- und für viele ist es auch ein Zeichen dafür, dass man wichtig und erfolgreich ist. Die Kehrseite ist mittlerweile aber auch vielen bekannt: Stress kann krank machen und über verschiedenste Symptome bis hin zu einem kompletten Burnout führen.

Wenn wir diesen Folgen entgehen wollen, müssen wir uns zunächst näher damit befassen, was Stress überhaupt ist. Kannst du dies für dich so einfach definieren?

Die Stressreaktion- was passiert bei Stress

Gehen wir zur Beantwortung dieser Frage einmal einige Jahrtausende zurück zu den Höhlenmenschen. Für diese Jäger und Sammler war es tatsächlich überlebenswichtig, auf der Hut zu sein- sonst wären sie von wilden Tieren gefressen worden.

Sie schütteten bereits beim kleinsten Geräusch Stresshormone aus und der ganze Körper ging in Alarmbereitschaft über. So spannten sich die Muskeln an, die Atmung beschleunigte und der Herzschlag erhöhte sich. Dadurch stellte der Körper die benötigten Energien bereit, um kämpfen zu können- oder aber zu flüchten. Und durch genau diese Bewegung wurde die Energie wieder verbraucht und die Stresshormone senkten sich schnell wieder ab, wenn die Bedrohung vorüber war.

Die Stressreaktion

Ursprünglich ist Stress also etwas durchaus Sinnvolles: er ist eine Zusatzreaktion von Körper und Psyche, um Problemlagen bewältigen zu können und steigert dadurch unsere Leistungsfähigkeit.

Ausgelöst wird diese Stressreaktion durch einen Reiz (Stressor genannt)- früher genügte hierfür schon das Rascheln im Gebüsch. Und auch heute sind viele Menschen von Lärm gestresst- evolutionstechnisch also durchaus sinnvoll!

Das Dilemma unserer heutigen Zeit

Kommen wir wieder zurück ins Hier und Jetzt. Wie wir gesehen haben, ist dieser Stress-Mechanismus tief in uns verankert, da er überlebenswichtig war. Heutzutage jagen wir statt wilden Tieren aber höchstens noch einem Serienmarathon hinterher. Bei den meisten beschränkt sich unsere Bewegung auf die Fingergymnastik die nötig ist, um auf dem Smartphone surfen zu können.

Dafür sind die stressauslösenden Reize signifikant gestiegen: bei vielen ist der erste Griff in der Früh der zu ebenjenen Smartphone- und es ist abends das letzte, was man aus der Hand legt. Wir sind ständig erreichbar, scrollen uns durch die sozialen Medien oder lesen haufenweise besorgniserregende Nachrichten. Alleine dies führt zu einer Dauerüberreizung.

Hinzu kommen noch viele weitere Reize, die es in der Urzeit so noch nicht/kaum gab. Die Tabelle bietet einen kleinen Überblick:

Welche Reize lösen Stress aus?
Unvollständige Übersicht der Reize, die Stress auslösen können

Stress ist individuell

Hierbei ist aber höchst individuell, auf welche Stressoren man reagiert. Während sich der eine am wohlsten fühlt, wenn er inmitten von vielen Menschen und lauter Musik feiert, kann dies für einen anderen der pure Stress sein. Deshalb muss hier natürlich immer die eigene Persönlichkeit betrachtet und zunächst herausgefunden werden, welche Stressoren man selbst hat!

Auch ist das Ausmaß der Stressreaktion neben der Persönlichkeit abhängig von der Tagesform, dem Allgemeinzustand und den eigenen Erfahrungen. Stelle dir zwei Situationen vor:

Einmal hast du dich die halbe Nacht schlaflos im Bett gewälzt, stehst in der Früh mit verquollen Augen übermüdet auf und dein Kopf schmerzt.

Anderes Szenario: Du hast 7 Stunden am Stück tief durchgeschlafen, dein Handy weckt dich mit einer angenehmen Melodie und du springst energiegeladen und gutgelaunt aus dem Bett.

Wo wird deine Reizschwelle vermutlich niedriger sein?

Stresssymptome auf verschiedenen Ebenen

Wir geraten durch die vielen Reize schneller in Stress und bauen diesen aufgrund mangelnder Bewegung, Entspannung und insgesamt einen eher ungünstigen Lebensstil nicht ausreichend ab. Dadurch kommt es schnell zu einem Daueralarmzustand.

Körperliche Ebene

Wie oben beschrieben, laufen durch die Ausschüttung von Adrenalin und Cortisol verschiedene körperliche Reaktionen ab. Werden diese Stresshormone dann nicht abgebaut, kommt es allmählich zu einer Chronifizierung der Symptome.

So verspannen sich die Muskeln dauerhaft, was z.B. zu Kopf- und Rückenschmerzen führen kann. Die Erhöhung des Herzschlags und Blutdrucks kann langfristig zu einer Vielzahl an Herz-Kreislauferkrankungen führen und das Risiko eines Herzinfarkts begünstigen.

Durch die Freisetzung von Zucker (initial gewollt zur Energiebereitstellung) steigt dauerhaft gesehen das Risiko für einen Diabetes. Der Magen wird durch eine erhöhte Säureproduktion gereizt, was zu Übelkeit, Sodbrennen und Magenschmerzen führen kann.

Und ein Klassiker: der hohe Stresshormonspiegel führt oftmals zu Ein- oder Durchschlafproblemen und einer verminderten Tiefschlafphase.

Körperlich Symptome bei Stress
Körperliche Stresssymptome

Emotionale Ebene

Doch es kommt nicht nur zu körperlichen Symptomen, der Stresszustand kann auch eine Menge unterschiedlicher Gefühle hervorrufen.

Du kennst bestimmt die Karikatur eines brüllenden Cholerikers (oder deines Chefs, wenn er unter Druck steht und rumschreit). Welche Gefühle kannst du da wahrnehmen? Vermutlich kommt dir so etwas wie Ärger, Wut, Ungeduld oder Gereiztheit in den Sinn. Und dieser „Aggressionstyp“ ist tatsächlich ein Klassiker.

Was nach außen nicht so sichtbar wird, aber auch sehr häufig vorkommt, ist der sogenannte „Angst-Typ“. Diese Menschen neigen unter Stress vermehrt zum Grübeln, fühlen sich zunehmend nervös, hilflos, unsicher und entwickeln Selbstzweifel oder Ängste.

Häufige Gefühle, die durch zuviel Stress entstehen
Häufige Gefühle bei Stress

Egal, zu welchem Lager man eher gehört- Stress führt oftmals zu innerer Leere, Unzufriedenheit und dem Gefühl von Überforderung. Dies kann bis hin zu einer echten Depression gehen oder im Burnout enden.

Kognitive und Verhaltensebene

Hier kommt es häufig zu Konzentrationsstörungen und dem sog. Tunnelblick. Hier wird man im Denken zunehmend unflexibler und nimmt naheliegende Lösungen gar nicht mehr wahr. Auch können sich (negative) Gedankenspiralen und ein endloses Dauergrübeln entwickeln.

Unsere Leistungsfähigkeit verringert sich und um dies vermeintlich auszugleichen, stürzen wir uns in einen neuen Teufelskreis. Statt uns nun Ruhe zu gönnen, machen wir noch mehr, um unser Pensum zu schaffen.

Wir legen keine Pausen ein und schlingen das Essen hastig nebenbei hinunter (oder lassen es ausfallen). Stattdessen greifen wir vermehrt zu Kaffee, Nikotin und Alkohol- und manchmal auch zu aufputschenden oder schlaffördernden Medikamenten.

Häufige Verhaltensweisen und kognitive Reaktionen bei Stress
Typisches Verhalten bei zuviel Stress

Fazit

Obwohl Stress also ursprünglich etwas sehr Sinnvolles war, ist unser heutiger Umgang damit besorgniserregend. Am einfachsten wäre es natürlich zu verhindern, dass wir überhaupt in einen Daueralarmzustand geraten. Aber auch wenn wir schon in diesem gefangen sind, können wir ihm wieder entkommen.

Was wir hierzu tun müssen? Die Stressentstehung verringern und den Stressabbau fördern.

Das wichtigste dabei: auf allen oben beschriebenen Ebenen ansetzen! Da Stress hier überall entsteht, kann er auch nur so effektiv reduziert werden. Im Mittelpunkt dabei steht deine individuelle Persönlichkeit. Wenn du Unterstützung dabei brauchst, schau dir gerne mein Angebot speziell für gestresste Mütter an.

Foto: Kat Smith von Pexels

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